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Klimaschutz geht im Allgemeinen über Dekarbonisierung, also über die Vermeidung von Kohlenstoff. Eine Windkraftanlage vermeidet den Kohlenstoff in der Kohle eines Kohlekraftwerks, ein Elektroauto braucht den Kohlenstoff im Benzin nicht, eine Wärmepumpe heizt ohne den Kohlenstoff im von der Gasheizung benötigten Erdgas und so weiter.
Gleichzeitig gibt es einige Anwendungen, die ohne Kohlenstoff nicht auskommen. Dazu gehören vor allem Produkte der chemischen Industrie, die selbst Kohlenstoff enthalten, zum Beispiel Lacke, Farben, Kosmetika, Waschmittel, Werkstoffe auf Kunststoffbasis. Der Kohlenstoff kommt derzeit aus Erdöl oder Erdgas. Am Lebensende dieser Materialien wird CO2 in aller Regel in die Atmosphäre freigesetzt. Eine klimaneutrale chemische Industrie, die von Kohle, Erdöl und Erdgas unabhängig ist, braucht eine andere Kohlenstoffquelle.
Negative Emissionen
Um das Klima zu schützen, wird es nicht reichen, die Emissionen auf Null zu senken. Schon seit vielen Jahren weisen die Berichte des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) die Notwendigkeit von sogenannten negativen Emissionen aus. Ein weiterer Begriff dafür ist das englische Carbon Direct Removal (CDR). Das bedeutet, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre gesenkt werden muss. Dieses kann auf drei verschiedene Weisen geschehen, zwei davon erfordern die permanente geologische Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS):
Angesichts der Dringlichkeit effektiver Klimaschutzmaßnahmen kann auf keine dieser Möglichkeiten verzichtet werden.
Ehrliche und umfassende Erfassung der CO2-Mengen
In den letzten Jahren werden Begriffe wie „klimaneutral“, in neuester Zeit auch „climate positive“ oder „lifetime carbon neutral“, immer mehr zwecks Werbung und in der Beschreibung von Produkten, Dienstleistungen und Aktivitäten benutzt. Auch im politischen Raum spielen diese Begriffe und die Bezeichnung als „grün“ oder „nachhaltig“ eine zunehmende Rolle. Allerdings ist die Verwendung dieser Bezeichnungen sehr unterschiedlich. Was es konkret für die klimaschädlichen Emissionen bedeutet, ist oft sehr schwer zu erkennen und erfordert eine eingehende Beschäftigung mit der angewendeten Berechnungsmethode. Damit Bürger und Politiker die richtigen Entscheidungen treffen können, ist aber eine klare und konsistente Darstellung der Klimawirkung notwendig. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn es um die Einführung neuer Technologien geht.
Bellona setzt sich für eine ehrliche und umfassende Erfassung der CO2-Mengen im Zusammenhang mit negativen Emissionen ein. Nur so kann sichergestellt werden, dass Verfahren mit einer tatsächlichen CO2-Entnahme kommerzialisiert werden und ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten können. In einem Bellona-Bericht The net-zero compatibility test: a simple guide for GHG accounting of CO2 use – Bellona.org sind die wesentlichen Grundprinzipien beschrieben.
Kohlenstoffquelle. Das erste wesentliche Grundprinzip ist die Erfassung des gesamten Wegs, den der Kohlenstoff nimmt, einschließlich seiner ursprünglichen Quelle.
Der zweite wesentliche Faktor ist die Energiequelle. Der Prozess der direkten Entnahme des CO2 aus der Atmosphäre erfordert das Pumpen großer Luftmengen über CO2-Entnahmefilter. Diese Ansaug- und Pumpmaschinen verbrauchen vergleichsweise viel Energie. Nur wenn der Antrieb dafür mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien erfolgt, kann die klimaschützende Wirkung erreicht werden. Auch für alle anderen Prozesse müssen alle energiebedingten Emissionen mitberücksichtigt werden.
Wird Biomasse eingesetzt, so müssen sämtliche mit der Herstellung der Biomasse einhergehenden Emissionen erfasst und die Nachhaltigkeit der Biomasse sichergestellt werden.
Drei Ziele
Für effektiven Klimaschutz ist es notwendig, dass Emissionsreduktionen möglichst schnell und umfassend erfolgen und zusätzlich Technologien für negative Emissionen eingesetzt werden. Ebenfalls zusätzlich müssen natürliche Ökosysteme geschützt, restauriert und ausgeweitet werden. Sie werden als natürliche Kohlenstoffsenken unter anderem auch zum Klimaschutz beitragen, ihr Wert geht aber über die CO2-Bindung weit hinaus. Deshalb sollten die Emissionsreduktionen, negative Emissionen und natürliche Senken nicht gegeneinander aufgerechnet, sondern als drei separate Zwecke mit eigenen Zielen parallel verfolgt werden.
Bellona fordert:
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