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Wie Erneuerbare zu Verschwendbaren werden

: April 5, 2023

: Amrei Milch

Schlechte Nachrichten für den Klimaschutz haben sich in den vergangenen Wochen aneinandergereiht: Die Klimabestrebungen der „Fortschritts-Koalition“ kommen unter die Räder des Berliner Politikbetriebs. Die Reihe der Klimadesaster made in Germany begann mit der Infragestellung des Verbrenner-Aus durch Volker Wissing auf europäischer Ebene und dem Bestehen auf eine Sonderregelung für E-Fuels. Darauf folgte der Koalitionsausschuss, den Umweltverbände mit der Hoffnung auf klare Bekenntnisse für den Klimaschutz erwartet haben. Eingetreten ist das Gegenteil: Die Regierung möchte auf Drängen der FDP die für den Klimaschutz so wichtigen Sektorziele entscheidend abschwächen, setzt auf den Hochlauf von E-Fuels und rudert bei der Wärmewende zurück. Am vergangenen Freitag einigten sich die beteiligten Ministerien auf einen Entwurf des Gebäudeenergiegegesetzes (GEG). In diesem Entwurf ist neuerdings auch enthalten, dass „H2-ready“-Gasheizungen sowohl in Bestand- als auch in Neubauten montiert werden dürfen. Bei den Einigungen und Regelungen betonten Politiker:innen stets, dass all diese Maßnahmen sinnvolle Instrumente für den Klimaschutz seien und gleichzeitig die Bürger:innen vor unverhältnismäßigen Härten der Transformation schützen würden. Wir haben in einer Kurzanalyse aufgezeigt, warum es sich hierbei nur um Scheinlösungen für den Klimaschutz handelt. 

E-Fuels  

  • Die Herstellung von E-Fuels ist sehr energieintensiv und würde große Mengen des begrenzt verfügbaren erneuerbaren Stroms benötigen. Direkte Elektrifizierung von Pkw ist bei Weitem energieeffizienter 
  • E-Fuels können nur CO2-neutral sein, wenn der bezogene Strom emissionsfrei ist und der verwendete Kohlenstoff nicht-fossilen Ursprungs ist, also entweder aus biogenen Quellen stammt oder zuvor technisch aus der Umgebungsluft herausgefiltert wurde (DACCS). Durch die Abscheidung und Nutzung von CO2 (CCU) verschiebt sich lediglich die Quelle der Emissionen und der Zeitpunkt, wann diese freigesetzt werden. 
  • Derzeitige Hochrechnungen zeigen, dass E-Fuels höchstwahrscheinlich immer eine extrem teure Option bleiben und somit nur mit massiven Subventionen, die wiederum eine schamlose Verschwendung öffentlicher Gelder wären, eine finanzierbare Option für Verbraucher:innen an der Zapfsäule darstellen würden.  

„H2-ready”-Heizungen 

  • „H2-ready“ ist bisher eine leere Phrase, an die keinerlei Verpflichtungen und Umsetzungspläne geknüpft sind.  
  • Wasserstoff wird bis auf absehbare Zeit ein rares Gut bleiben und nicht in den Größenordnungen zur Verfügung stehen, um Erdgas auch nur annähernd vollständig zu ersetzen. Er sollte gewissenhaft dort eingesetzt werden, wo er den größten Nutzen für die Dekarbonisierung hat – und das ist die Transformation der Industrie. 
  • Wasserstoff wird zumindest vorläufig durch den hohen Stromverbrauch in seiner Produktion und der schlechten Energieeffizienz  keine kostengünstige Option für das Heizen sein. Wärmepumpen stellen eine weitaus effizientere Option dar.   

 

Unsere vollständige Kurzanalyse können Sie hier nachlesen: 

Wie Erneuerbare zu Verschwendbaren werden: E-Fuels und „H2-ready“-Heizungen als Scheinlösungen für den Klimaschutz