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Habecks Besuch in Norwegen: Gemeinsamer Plan für klimaneutrale Zukunft 

Robert Habeck, Foto: stephan-roehl.de
Robert Habeck, Foto: stephan-roehl.de

: Januar 6, 2023

: Amrei Milch

Deutschland und Norwegen haben sich zu einer strategischen Partnerschaft zu Klimaschutz, erneuerbaren Energien und grüner Industrie bekannt. Beim Besuch Robert Habecks im skandinavischen Land haben er und norwegische Minister eine Joint Declaration zur Partnerschaft und ein Joint Statement zu Wasserstoff unterzeichnet. Außerdem haben Habeck und Ministerpräsident Jonas Gahr Støre vorgestellt, an welchen Punkten sie in den nächsten Jahren gemeinsam arbeiten wollen. Auch die Abscheidung und permanente Speicherung von CO2 (CCS) spielt dabei eine wesentliche Rolle.  

Bellona begrüßt die Intensivierung der Zusammenarbeit für eine klimaneutrale Energie- und Rohstoffversorgung. Beim Thema Wasserstoff sehen wir jedoch einige Risiken, die das Erreichen der Klimaziele gefährden könnten.  

CCS – Deutschland ebnet den Weg für die Nutzung der Technologie 

„Lieber CO2 in die Erde als in die Atmosphäre.” Mit dieser Aussage machte Habeck bei der Pressekonferenz deutlich, dass die Regierung die Technologie als relevanten Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität sieht. Da die Technologie erprobt und sicher sei und in einigen Bereichen, beispielsweise in der Industrie, alternativlos sei, um Klimaneutralität zu ermöglichen, spiele CCS, eine wichtige Rolle für den Klimaschutz. Es wird geprüft, ob CO2 in Zukunft über eine Pipeline nach Norwegen gebracht und dort gespeichert werden kann. Bellona begrüßt die Zusammenarbeit und die Offenheit der Regierung gegenüber CCS. Die Botschaft, dass es zu diesem Zeitpunkt ohne die Technologie kein Szenario mehr gibt, mit dem wir 1,5 Grad schaffen können, ist bei der Regierung angekommen. Wie Deutschland konkret mit dem Thema CCS umgeht und wie der Rechtsrahmen aussieht, soll in der Carbon Management Strategie, für die im ersten Halbjahr ein Prozess aufgesetzt ist, geklärt werden. Bellona Deutschland sieht sich verantwortlich, diesen Prozess zu begleiten und die Positionen aus über 20 Jahren Erfahrung mit dem Thema einzubringen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) darf jetzt in Tempo und Entschlossenheit nicht nachlassen, um die noch fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.  

Ein Punkt, der in der Carbon Management Strategie auch geprüft werden soll, ist die Speicherung in Deutschland selbst – offshore in der Nordsee oder auch an Land. „Es wäre wünschenswert, wenn die Regierung die eigene permanente geologische Speicherung möglich macht”, sagt Dr. Erika Bellmann, Geschäftsführerin von Bellona Deutschland. „Damit könnte der gerechte Zugang aller Standorte gesichert und die Verhandlungsposition gegenüber Exportländern wie Norwegen gestärkt werden.” 

Grüner und blauer Wasserstoff – aber nicht für jeden Zweck   

Neben Windenergie möchte Deutschland in Zukunft auch Wasserstoff aus Norwegen importieren. Bis 2030 soll die Infrastruktur, eine Pipeline, dazu stehen. Diese soll in einem Gemeinschaftsprojekt der Energiekonzerne RWE und Equinor entstehen. Bis grüner Wasserstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, soll blauer Wasserstoff, der aus Erdgas produziert und durch CCS dekarbonisiert wird, importiert werden. „Blauer Wasserstoff kann helfen, die Emissionen schneller zu senken”, erklärt Bellmann. „Besonders für eine klimaneutrale Industrie, in der Wasserstoff als Rohmaterial und chemischer Wirkstoff genutzt wird, ist das sinnvoll.”  

Jedoch soll der importierte Wasserstoff auch bei der Energiegewinnung eingesetzt werden. In der gemeinsamen Pressekonferenz sprach Habeck von „hydrogen-ready“ Gaskraftwerken, die in Zukunft mit Wasserstoff betrieben werden sollen. Bisher ist „hydrogen-fertig“ eine leere Worthülse und bedeutet letztlich, dass Wasserstoff nicht zur Verfügung steht und die Anlagen stattdessen mit Erdgas betrieben werden. Dadurch kann auch das Erreichen der Klimaziele gefährdet sein. „Effizienter und klimafreundlicher wäre es, direkt erneuerbaren Strom zu beziehen”, merkt Bellmann an. „Das sollte auch stärker der Fokus der deutsch-norwegischen Partnerschaft sein.” 

Ein wirklicher Innovationsschub für die Wasserstoff-Technologie, zum Beispiel für wasserstoff-basierte Industrieanlagen – wie auch von beiden als Zusammenarbeit einer europäischen grünen Allianz angekündigt – wäre jedoch durchaus wünschenswert.   

Insgesamt bewertet Bellona das Treffen und die klare Zusage, gemeinsam an einer klimaneutralen Zukunft zu arbeiten, als sehr positiv. Besonders die CCS-Partnerschaft ist ein Ziel, auf das wir lange hingearbeitet haben. Jetzt muss die Bundesregierung auch national handeln und den Erfolg der bilateralen Zusammenarbeit absichern. Die Vereinbarungen werden nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn Strom und Wasserstoff aus Norwegen nicht in Norddeutschland stecken bleiben. Stromleitungen und Wasserstoff-Pipelines müssen auch innerhalb Deutschlands entstehen. Ebenso muss der CO2-Transport innerhalb Deutschlands ermöglicht werden, um die norwegischen Speicherkapazitäten auch für die Industriestandorte fern der Küste zugänglich zu machen.