Publication

Eindeutige Bekenntnisse zum Klimaschutz weitestgehend Fehlanzeige: Antwort auf EU-Konsultation zu Wasserstoffinfrastrukturprojekten

Autor:innen: Luisa Keßler, Marta Lovisolo

Dateien

Der Bau einer grenzüberschreitenden europäischen Wasserstoffinfrastruktur bietet die Gelegenheit, eine nachhaltige und zweckmäßige Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. Die Auswahl von PCI (Projects of Common Interest) und PMI (Projects of Mutual Interest) für Wasserstoffinfrastruktur und Elektrolyseure, die zur Marktintegration, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit beitragen sollen, ist ein Schlüsselelement dieses Vorhabens. Die Auswahl muss deshalb mit größter Sorgfalt erfolgen, da die ausgewählten Projekte nicht nur strategische und möglicherweise finanzielle Unterstützung durch die im Rahmen der Connecting Europe Facility bereitgestellten Mittel erhalten, sondern der PCI- oder PMI-Status sie auch attraktiver für Investoren macht.  

Bellona begrüßt die Gelegenheit, Feedback zur Auswahl der vorgeschlagenen PCI und PMI, die Teil der transeuropäischen Netze (TEN-E) werden sollen, zu geben. Basierend auf unserer Antwort auf die vorherige EU-Konsultation zum Wasserstoffinfrastrukturbedarf haben wir die für Deutschland als Gastgeberland vorgeschlagenen Projekte kommentiert. Angesichts der aktuellen besorgniserregenden Entwicklungen im Zusammenhang mit der Verabschiedung des delegierten Rechtsakts zu RFNBOs (erneuerbare Kraftstoffe nicht-biologischen Ursprungs) in Kombination mit den hohen Ambitionen Deutschlands, bis 2030 10 GW Elektrolyseleistung aufzubauen, halten wir es für besonders wichtig, die potenziellen nachteiligen Auswirkungen einer groß angelegten Wasserstoffproduktion in einem immer noch kohlenstoffintensiven Stromnetz wie dem deutschen aufzuzeigen.  

Grundsätzlich sollte der PCI/PMI-Status nur auf Basis einer systemischen Betrachtung der Dekarbonisierungsoptionen des gesamten Energiesystems verliehen werden. Keinesfalls darf der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zum Selbstzweck werden. Bellona ist daher der Ansicht, dass nur eine gezielte Wasserstoffnutzung, die mit einer zweckmäßigen Infrastruktur einhergeht, in unserem gemeinsamen europäischen Interesse ist und den PCI/PMI-Status sowie gegebenenfalls öffentliche Gelder verdient. Um eine solche „no-regret“-Wasserstoffinfrastruktur zu identifizieren, muss die Planung mit dem Ziel erfolgen, gesamtsystemisch maximale Energieeffizienz und eine möglichst umfassende Dekarbonisierung zu erreichen.  

Unsere Antwort auf die Konsultation gliedert sich in mehrere Schlüsselthemen, nämlich die Umrüstung bestehender Infrastruktur, Ammoniakimporte, geologische Wasserstoffspeicherung, die heimische Produktion von blauem Wasserstoff und Elektrolyseuranlagen. Wenngleich sich unsere Antwort auf die deutschen Projekte beschränkt, sind wir dennoch der Ansicht, dass unser Feedback auch über den deutschen Kontext hinaus relevant ist.  

Insgesamt mussten wir feststellen, dass bei einer großen Mehrheit der vorgeschlagenen Projekte offenbar Nachhaltigkeitskriterien keine ausreichende Berücksichtigung gefunden haben, um den PCI/PMI-Status zu erhalten. Zumindest wären hier aus unserer Sicht weitere Klarstellungen oder Anpassungen erforderlich. Dennoch begrüßen wir, dass einige Projekte ausdrücklich die Nutzung zusätzlicher erneuerbarer Kapazitäten für die Wasserstoffproduktion vorsehen und angeben, Wasserstoff für die gezielte Nutzung in solchen industriellen Anwendungen bereitstellen zu wollen, für die Wasserstoff alternativlos ist.  

Lesen Sie unsere Antwort auf die Konsultation:

Kontakt: luisa@bellona.org