Finanzierungslösungen für die klimaneutrale Transformation von Unternehmen
Die klimaneutrale Transformation ist dringend erforderlich – sowohl aus Klimaschutzgründen als auch zur Stärkung der europäischen Energiesouveränität. Für Deutschland besteht ein akuter Bedarf an Investitionen in Energieinfrastrukturen, Industrieanlagen und nachhaltige Technologien. Bis 2030 werden allein für die Energieinfrastruktur mehr als 400 Milliarden Euro benötigt, während weitere 55 Milliarden Euro in emissionsarme Anlagen und effiziente Prozesse fließen müssen (BDI/BCG/IW, 2024). Ohne klare und verlässliche Rahmenbedingungen sowie eine gesicherte Finanzierung droht jedoch eine Investitionsblockade. Dies hätte schwerwiegende Folgen: Die Wettbewerbsfähigkeit der bestehenden Industrie würde sinken und Wachstumschancen in zukunftsweisenden Branchen blieben ungenutzt.
Die gute Nachricht: Das notwendige Investitionskapital ist vorhanden. Es kann jedoch nur mobilisiert werden, wenn ein verlässlicher Rahmen für langfristige Finanzierung, regulatorische Stabilität und gezielte Anreize geschaffen wird und die Risiko-Rendite-Profile von Transformationsprojekten attraktiv für Investoren werden.
Gemeinsam mit dem IW und Epico Klimainnovation schlagen wir fünf Instrumente zur effizienten und treffsicheren Bereitstellung der Finanzierung vor:
1. Belastung durch Netzausbaukosten senken: Der Ausbau der Stromnetze auf allen Ebenen ist Voraussetzung dafür, dass der zunehmend dezentral erzeugte, erneuerbare Strom effizient zu den Verbrauchszentren gelangt. Parallel sind Wasserstoff- und CO₂-Transportnetze notwendig. Staatliche Zuschüsse und Garantien sollten wettbewerbsfähige Energiepreise sichern und grüne Energien attraktiver machen. Eine an die Nachfrage angepasste Ausbaugeschwindigkeit begrenzt den Zuschussbedarf.
2. Kapitalmärkte für die Transformation mobilisieren: Regionale Investitionsplattformen sollen kleinere Energieversorger dabei unterstützen, Projekte zu bündeln, zu standardisieren und an Investoren zu vermitteln. Diese „neuen Intermediäre” ermöglichen Capacity-Building für Akteure wie Stadtwerke, die sich zunehmend dem Kapitalmarkt zuwenden müssen, um die Energiewende zu stemmen. Staatliche Garantien können ihnen den Zugang zu Kapitalmärkten über Anleiheemissionen ermöglichen.
3. Kreditfinanzierung und Risikoabsicherung verbessern: Transformationskredite mit langen Laufzeiten und öffentliche Kreditgarantien reduzieren Finanzierungsrisiken für Unternehmen mit hohen Investitionsbedarfen. Eigenkapitalfonds können insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit begrenztem Eigenkapitalzugang unterstützen. Diese Instrumente schließen Finanzierungslücken, besonders bei kapitalintensiven Anfangsinvestitionen.
4. Differenzverträge als Übergang nutzen: Investitionen in klimafreundliche Anlagen sind oft umfang-reicher als konventionelle Ersatzinvestitionen und können höhere Betriebskosten verursachen. Differenzverträge senken Investitionsrisiken, beschleunigen die Markteinführung grüner Technologien und sichern private Finanzierung. So können emissionsarme Anlagen die Marktreife erlangen und die anfängliche Wettbewerbslücke überbrücken, bis die grünen Produkte selbst marktfähig sind.
5. Leitmärkte etablieren: Klimafreundlich hergestellte Produkte sind oftmals teurer als konventionelle Alternativen. Dem Endprodukt sieht man dieses „Premium“ jedoch nicht an. Deshalb müssen Standards entwickelt und definiert werden, die auch in der Lieferkette sichtbar werden können. Die öffentliche Beschaffung kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um klimafreundlich hergestellte Komponenten breit einzusetzen und am Markt zu etablieren.
Hier geht’s zum Papier:
Investitionsstarre gefährdet Transformation und Wettbewerbsfähigkeit: Finanzierungslösungen für die klimaneutrale Transformation von Unternehmen