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Chinesisches Unternehmen wird Northern Sea Route nutzen, um Fracht nach Europa zu verschiffen. Bellona warnt deutsche und EU-Politiker:innen vor Klima- und Sicherheitsrisiken 

: September 2, 2025

Bellona hat einen offenen Brief an deutsche und EU-Politiker:innen geschickt, der vor den Plänen eines chinesisch kontrollierten Unternehmens für eine Transarktisreise über die Northern Sea Route (NSR) von China nach Europa warnt – konkret zu den Häfen Rotterdam, Hamburg und Danzig. Dies könnte einen Präzedenzfall für eine verstärkte Nutzung der Route schaffen, im Einklang mit den strategischen Plänen der russischen Behörden. Der russische Infrastrukturbetreiber der NSR – die staatliche Atomgesellschaft Rosatom – ist ein direkter Teilnehmer am Krieg in der Ukraine. 

Bellona rät aus vier Gründen dringend von der Nutzung der NSR und von Kooperationen mit Akteuren, die dies anstreben, ab: 

  • Sie ist klimaschädlich und birgt ein unvertretbares Risiko der Verschmutzung der arktischen Umwelt. 
  • Russland könnte chinesische Schiffe potenziell nutzen, um seinen hybriden Krieg gegen Europa voranzutreiben. 
  • Jegliche Aktivität entlang der NSR verschafft den russischen Behörden zusätzliche Möglichkeiten, ihre Kriegsanstrengungen in der Ukraine und hybride Operationen gegen die EU-Infrastruktur zu finanzieren. 

Die erste Fahrt soll am 20. September 2025 beginnen. Laut der in Singapur ansässigen Sea Legend Shipping Company, die von chinesischen Investoren kontrolliert wird, ist der gesamte Frachtraum bereits ausgebucht. 

Kontext: 
In russischen Strategiepapieren werden der arktische Ozean, die NSR und der Festlandsockel als zentrale nationale Prioritäten bezeichnet – von kritischer Bedeutung für die Wirtschaft des Landes, also für die Exporterlöse aus Rohstoffindustrien, insbesondere Öl und Gas, sowie für die Sicherheit, sprich: den politischen und militärischen Einfluss in der Region. 

Unter diesen Bedingungen wird Umwelt- und Klimaschutz nur unzureichend berücksichtigt, was das Risiko von Unfällen mit gravierenden Umweltauswirkungen und unzureichenden oder verspäteten Reaktionen stark erhöht. Die mangelnde Transparenz hinsichtlich negativer Umweltauswirkungen und das Entstehen einer Schattenflotte von Öltankern sind deutliche Anzeichen für dieses Problem. 

Mehr über Russlands industrielle und politische Expansion in der Arktis, ihre Umweltkosten sowie die Risiken der Schifffahrt entlang der NSR finden sich im aktuellen Bellona-Bericht „The Northern Sea Route“. 

Das Bellona Environmental Transparency Center (ETC) mit Sitz in Vilnius ist eine investigative Recherchegruppe innerhalb von Bellona. Das Team beobachtet und analysiert die Umweltauswirkungen Russlands innerhalb und außerhalb seiner Grenzen, wobei der Schwerpunkt auf nuklearer Sicherheit und Strahlenschutz, Klimawandel und industrieller Verschmutzung in der russischen Arktis liegt. 

Kontakt:

Ksenia Vakhrusheva, Arctic Advisor, ETC: ksenia@bellona.org