Publication

Vom Nutzen und Nachteil einer Grüngasquote für die Transformation – Einordnung des Konzeptes Grüngasquote

Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa verläuft bislang deutlich langsamer als erwartet. Nun kommt es also auf einen starken Instrumentenmix an, um den Hochlauf zu schaffen und damit eine unabdingbare Klimalösung für zentrale Industriezweige Deutschlands zu liefern und den Weg zur Klimaneutralität zu ebnen.  

Vor diesem Hintergrund wird die Einführung einer Grüngasquote (GGQ) als vermeintlich haushaltsneutrales Instrument diskutiert. Sie soll Inverkehrbringer verpflichten, zunehmend steigende Anteile klimafreundlicher Gase in das deutsche Gasnetz einzuspeisen. Darunter fallen sowohl Wasserstoff und seine Derivate als auch Biomethan und andere weitgehend dekarbonisierte Gase.  

Wir haben das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und das Wuppertal Institut (WI) beauftragt, zu analysieren, inwiefern dieses Instrument einen Beitrag zur Transformation leisten kann. Dabei stehen Nachvollziehbarkeit des Quotenpfades und Wirksamkeit sowie Unsicherheiten, Zielkonflikte und Risiken, wie mögliche Fehlanreize und Wettbewerbsnachteile, im Fokus. Grundlage ist das Konzept von Frontier Economics (2025), das eine sektorübergreifende Treibhausgasminderungsquote vorsieht, beginnend ab 2027 mit einem Anstieg auf 100 Prozent „Grüngas“ bis 2045. 

Die Untersuchung zeigt: Die Grüngasquote adressiert zentrale Transformationshemmnisse nicht wirksam. Ihr starker Fokus auf kurzfristige Kosteneffizienz setzt keine nachhaltigen Investitionsanreize und trägt damit voraussichtlich nicht dazu bei, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft entscheidend voranzubringen. Biomethan kann bei nachhaltiger Erzeugung zwar einen Teilbeitrag leisten, steht allerdings nur begrenzt zur Verfügung und ist langfristig keine robuste Lösung. 

Insgesamt überwiegen die Risiken einer ineffizienten Allokation, steigender Kosten und zusätzlicher Bürokratie, während die klimapolitische Steuerungswirkung gering bleibt und bestehende Preissignale aus dem Emissionshandel verzerrt werden. Insgesamt ist damit auch die erhoffte Haushaltsneutralität unplausibel. Verbraucher:innen und der Gebäudesektor drohen zu den großen Verlierern einer Grüngasquote zu werden: Sie finanzieren über höhere Gaspreise eine Beimischung, die für sie kaum relevant ist, während zugleich Fehlanreize für den weiteren Einbau gasbasierter Heizungen entstehen können. Besonders geringverdienende Haushalte, deren Umstiegsmöglichkeiten begrenzt sind, werden so zur Kasse gebeten. Wesentliche Parameter – etwa Bezugsrahmen, Quotenpfad oder Evaluierungen – bleiben weiterhin unklar. 

Auch wenn sich durch eine Beschränkung der Beimischung, eine H₂-Unterquote oder sektorale Differenzierung bestimmte Risiken verringern lassen und einzelne Branchen die GGQ positiv sehen, dürfte gesamtwirtschaftlich gelten: Die Nachteile einer GGQ überwiegen unabhängig von ihrer Ausgestaltung.