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: Dezember 20, 2022
: Dr. Justus Andreas
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Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen alle Bereiche unserer Wirtschaft klimaneutral gestaltet werden. Ein wichtiger Aspekt dieser Transformation ist es, Waren und Dienstleistungen nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil eines Systems. Embodied Carbon kann hier einen Beitrag leisten. Allmählich erhält es die Aufmerksamkeit, die es verdient, sowohl von politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern als auch von Unternehmen. Für Bellona ist es ein wichtiger neuer Arbeitsbereich, der unsere Arbeit für den Klimaschutz, insbesondere in der Industrie, ergänzt.
Was ist Embodied Carbon?
Embodied Carbon – oder graue Energie – ist eine wichtige Kategorie von Emissionen, um Klimaneutralität zu erreichen. Sie umfasst sowohl den CO2-Fußabdruck der Inhaltsstoffe und Prozesse, die in ein Produkt einfließen, als auch die Emissionen, die sich aus dem Umgang mit einem Produkt am Ende des Lebenszyklus‘ ergeben. Embodied Carbon unterscheidet sich vom Operational Carbon, also dem CO2, das durch den Gebrauch eines Produkts freigesetzt wird. Embodied Carbon spiegelt also im Grunde alle Emissionen wider, die mit einem bestimmten Produkt verbunden oder in ihm enthalten sind, mit Ausnahme des betriebsbedingten CO2. Gemeinsam decken Embodied und Operational Carbon die gesamten Lebenszyklusemissionen eines Produkts ab.
Warum ist Embodied Carbon wichtig?
Die Möglichkeit, die Emissionen verschiedener Produkte über ihre betrieblichen Emissionen hinaus zu vergleichen, ist von grundlegender Bedeutung, um CO2-Neutralität zu erreichen. Die Einbeziehung des Embodied Carbon in den Gesamtfußabdruck eines jeden Konsumguts soll so das Bewusstsein für den gesamten CO2-Fußabdruck eines Produkts schärfen, eine klimaneutrale Produktion entlang der Produktkette fördern und nachhaltigere Produktentscheidungen ermöglichen.
Zwei Beispiele für Embodied Carbon
Gebäude
Gebundener Kohlenstoff kann bis zu 50% der gesamten Treibhausgasemissionen eines neuen Gebäudes ausmachen, und sein relativer Anteil wächst. Strengere Rechtsvorschriften zur Energieeffizienz und Fortschritte bei der Umstellung auf erneuerbare Energien verringern das Operational Carbon, wodurch der Anteil des gebundenen CO2 über die Lebensdauer eines Gebäudes steigt.
Embodied Carbon in Gebäuden und Infrastrukturen ist mit Materialien und Bauprozessen während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes oder einer Infrastruktur verbunden. Er umfasst die Herstellung, den Transport, die Installation, die Wartung und die Entsorgung von Gebäuden und Infrastrukturen sowie deren Materialien.
Elektrofahrzeuge (EV) vs. Verbrennungsmotoren
Die höheren Emissionen, die bei der Herstellung eines Elektrofahrzeugs im Vergleich zu einem Fahrzeug mit herkömmlichem Verbrennungsmotor anfallen, sind ein wichtiger Bestandteil der Debatte über die Nachhaltigkeit und den Klimavorteil der Elektromobilität.
Embodied Carbon in einem Auto bezieht sich auf zwei Hauptfaktoren. Die Bereitstellung von Roh- und Kraftstoffen verursacht Emissionen. Auch der Herstellungsprozess, einschließlich Emissionen aus der Produktion, sowie die Emissionen am Ende der Lebensdauer, zu denen auch das Recycling von Stahl und der Batterie in einem Elektrofahrzeug gehört, erzeugen CO2. In der Tat ist der CO2-intensive Prozess der Batterieherstellung der Hauptfaktor für die höheren Vorabemissionen eines Elektroautos. Im Vergleich zu Verbrennungsmotoren haben E-Fahrzeuge jedoch keinen betriebsbedingten CO2-Ausstoß, die sonst bei der Verbrennung von Kraftstoffen während der Nutzung des Fahrzeugs entstehen.
Wie kann Embodied Carbon reduziert werden?
Embodied Carbon folgt sowohl der Hierarchie der Klimaschutzmaßnahmen als auch den Prinzipien der Nachhaltigkeit.
Der erste Schritt besteht daher darin, den potenziellen Ausstoß von (unnötigem) CO2 beim Produktdesign zu vermeiden. Die Reduzierung des Materialeinsatzes verringert den mit der Produktion des Materials verbundenen CO2-Fußabdruck. Materialeffizienz und -suffizienz können daher eine wichtige Rolle bei der Verringerung von Embodied Carbon-Emissionen spielen, indem Sanierungen gegenüber Neubauten, Wohnungen oder Reihenhäuser gegenüber Einfamilienhäusern und kleinere, leichtere Autos gegenüber größeren Fahrzeugen bevorzugt werden. Die Einsparung von Materialien ist sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich sinnvoll.
Der zweite Schritt ist die Verringerung der Emissionen in allen notwendigen Produktionsbereichen, z.B., indem man CO2-intensiven Zement durch CO2-arme Alternativen ersetzt, einschließlich klimafreundlicher Zemente und Betone. Auch die Elektrifizierung von Baumaschinen und Verbesserung der Logistik für den Materialtransport zur und von der Baustelle gehört dazu. Genauso wie die Verwendung von CO2-armen Stahl und Beschaffung nachhaltiger Batterien aus Fabriken, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Die End of Life-Phase der Produkte muss man schon bei der Entstehung mitdenken. Ein Beispiel: Gebäude oder Autos sollte man nicht nur so konzipieren, dass weniger und klimafreundlichere Materialien verwendet werden, sondern auch Pläne entwickeln, wie eine bessere Demontage oder Abriss und die Wiederverwertbarkeit der Materialien erfolgen kann.
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