Die globalen Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen zur COP30 in Belém, Brasilien, endeten an diesem Wochenende mit einer verwässerten Resolution, die weder die Abholzung stoppt noch fossile Brennstoffe direkt erwähnt – obwohl sie der zentrale Treiber der Klimakrise sind. Die Abschlusserklärung, von Diplomat:innen durchweg als unzureichend kritisiert, bedeutet einen Sieg für Ölstaaten wie Saudi-Arabien und Russland. Das Dokument enthält zahlreiche Warnungen vor den Kosten des Nichtstuns, bietet jedoch kaum konkrete Maßnahmen, wie die Welt den gefährlichen Temperaturanstieg direkt angehen könnte.
Zwar enthält die Erklärung – vom brasilianischen Vorsitz nach offiziellem Ende der zwei Wochen langen harten Verhandlungen durchgesetzt – Formulierungen zur Aufstockung der Mittel für finanzschwache Staaten, die mit den Folgen der globalen Erwärmung kämpfen. Dennoch legte sie tiefe Gräben offen, wie künftige Klimapolitik aussehen sollte.
„Der schwache Konsens von Belém hält der wissenschaftlichen Realität nicht stand“, urteilte Frederic Hauge, Gründer von Bellona.
Die „Ambitionslücke“ schließen – COP verpasst historische Chance
Die brasilianische Präsidentschaft hatte die COP30 am Rande des Amazonas als „COP der Wahrheit“ erklärt: Hier sollte die sogenannte Ambitionslücke zwischen wissenschaftlichen Notwendigkeiten (die durch die unverzichtbare Arbeit des Weltklimarats IPCC klar belegt sind) und politischen Zusagen geschlossen werden. Doch trotz zaghafter Hoffnungsschimmer – etwa einer möglichen Roadmap für die Abkehr von fossilen Energien und gegen Entwaldung – blockierten ölproduzierende Staaten jede Formulierung, die ihre Exportinteressen berührt. Ihnen schlossen sich zahlreiche afrikanische und asiatische Länder an, die – wie schon in früheren Verhandlungen – argumentierten, dass die westlichen Länder eine besondere Verantwortung für die Kosten des Klimawandels tragen, da sie historisch gesehen für die meisten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.
Rund 80 Länder, also knapp die Hälfte der Teilnehmenden, forderten einen konkreten Plan zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Doch abgesehen von Europa gehörte keiner der großen Weltwirtschaften zu den Unterstützern.
„Belém zu verlassen, ohne substanziellen Fortschritt bei der Frage, wie die Ambitionslücke zwischen Wissenschaft und bestehenden Verpflichtungen geschlossen werden kann, und ohne einen Plan zur Beendigung der Abholzung oder für die Abkehr von fossilen Brennstoffen, ist ein zutiefst enttäuschendes Ergebnis. Es wirft ernsthafte Zweifel auf unsere kollektive Fähigkeit, der Klimakrise angemessen zu begegnen“, sagte Mark Preston Aragonès, Head of Carbon Accounting bei Bellona Europa.
Die Welt in Geiselhaft der Petrostaaten
Zur enttäuschenden Stimmung trug zudem die Abwesenheit eines offiziellen US-Verhandlungsteams bei – dem zweitgrößten Treibhausgasemittenten nach China. Die Regierung von Präsident Donald Trump boykottierte die Gespräche, lehnte multilaterale Klimaschutzmaßnahmen ab und stärkt gleichzeitig im eigenen Land die fossile Industrie, während sie Förderprogramme für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge streicht. Es war das erste Mal in 30 Jahren Klimaverhandlungen, dass die USA nicht vertreten waren. Dennoch gingen die Gespräche mit breiter internationaler Beteiligung weiter – ein Hinweis darauf, dass der Multilateralismus selbst ohne die USA widerstandsfähig bleibt.
Dies könnte jedoch Folgen für Belém gehabt haben. Auch wenn die USA – selbst unter demokratischen Regierungen – kaum für besonders ambitionierten Klimaschutz bekannt sind, haben sie in der Vergangenheit ihr Gewicht genutzt, um andere große Emittenten wie China und Saudi-Arabien stärker in die Pflicht zu nehmen. Das fehlende Druckmittel könnte die großen Emittenten vor Ort ermutigt und andere starke Verhandler wie Europa geschwächt haben.
„Die internen Probleme der EU, die Abwesenheit der USA und Chinas passive Klimadiplomatie haben Saudi-Arabien und andere Petrostaaten ermutigt, den Ton zu setzen“, sagte Aragonès.
„Während die EU starke Aussagen zur Emissionsminderung machte, zögerte sie bei Themen, die für Entwicklungsländer wichtig sind, etwa Klimafinanzierung und Anpassung“, fügte er hinzu.
Koalitionen als große Hoffnung der COP30
Das schwache Ergebnis zeigt, wie entscheidend es nun ist, dass Staaten auf nationaler Ebene konsequent an ihren Klimazielen festhalten und eigene Koalitionen bilden – auch außerhalb des UN-Rahmens –, um Fortschritte zu erzielen, wo die Weltgemeinschaft als Ganzes möglicherweise versagt.
Tatsächlich kamen die vielversprechendsten Entwicklungen am Rande der Konferenz zustande. Insbesondere die Action Agenda zeigte, dass dort, wo Koalitionen kooperationsbereit sind, Fortschritte erzielt werden können – aufbauend auf dem Ambitionsfundament, das die COP setzt.
„Koalitionen der Willigen, wie die Climate and Clean Air Coalition, müssen diese schwache Einigung ergänzen, damit wir Lösungen für die Klimakrise entwickeln. Die Klimakrise wartet nicht, bis wir aufholen“, sagte Bellona-Gründer Hauge.
„Im Inland müssen die EU und Norwegen konsequent eine ambitionierte Klimaagenda verfolgen, die der Wissenschaft entspricht und zugleich ihre industrielle Basis erhält und dekarbonisiert.“
Vor diesem Hintergrund müsse die Bedeutung robuster CO₂-Bepreisung – sowohl über den EU-Emissionshandel als auch international über den CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) – besonders hervorgehoben werden, betonte Aragonès.