Nach der US-Wahl: EU muss verlässliche Führungsrolle im Klimaschutz übernehmen
Das Wahlergebnis der USA bedeutet, dass die EU die globale Führungsrolle im Klimaschutz übernehmen und die Verteidigung der strategischen Interessen ...
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: April 5, 2022
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Der gestrige IPCC AR6 WG III-Bericht spiegelt wider, wie die Klimauntätigkeit im Laufe der Jahre die Vermeidung von Katastrophen immer schwieriger gemacht hat. Es ist eine deutliche Erinnerung daran, dass jetzt sofortige, konsequente Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dies erfordert politischen Willen und Mut sowie die massive Mobilisierung öffentlicher Mittel, um klare und ehrgeizige Entscheidungen zu verwirklichen. Auch von der deutschen Bundesregierung.
Wer den Berichten des IPCC folgt stellt fest wie mit jedem verstrichenen Jahr der Tatenlosigkeit die Bedeutung von Negativemissionen steigt. Deren Einsatz muss aber richtig eingeordnet und vorbereitet werden. In jedem Fall muss die Vermeidung von Emissionen absolute Priorität bleiben und nationale Vermeidungsziele dürfen nicht durch die etwaige Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre verwässert werden.
Jetzt Emissionen stoppen
Schnelle und konsequente Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen bleiben der Schlüssel zur Eindämmung des Klimawandels. Alle Anstrengungen sollten sich in erster Linie auf die Reduzierung von Emissionen konzentrieren. Dies kann durch eine Reihe von Instrumenten erfolgen, die entweder bereits in großem Umfang verfügbar sind oder zusätzliche politische und finanzielle Unterstützung erfordern, um sich in der erforderlichen Geschwindigkeit zu entwickeln. Doch obwohl dies seit fast drei Jahrzehnten gefordert, jedoch nicht umgesetzt wird, zeigen die globalen Emissionen keine Anzeichen einer Verringerung
Der effizienteste und zugänglichste Weg zur Emissionsminderung ist die Elektrifizierung, wo immer möglich, mit erneuerbarem Strom. Das setzt einen massiven Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, Stromnetzausbau und klare politische Maßnahmen der Entscheidungsträger voraus, sich für Lösungen wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge zu entscheiden.
Wo die Elektrifizierung nicht möglich ist, können andere Werkzeuge wie Wasserstoff für eine Reduzierung der Emissionen sorgen. Um sicherzustellen, dass die stromintensive Wasserstoffproduktion die Nachfrage nach erneuerbarem Strom nicht kannibalisiert, ist Zusätzlichkeit entscheidend: Neue Elektrolyseure sollten mit zusätzlichem Strom aus erneuerbaren Energien und nicht vom Netz betrieben werden, was zum Beispiel in Deutschland die Gefahr einer Rückverlagerung und Verlängerung der Stromerzeugung auf Basis fossiler Brennstoffe bergen würde. Wo „grüner Wasserstoff“ aus zusätzlichem erneuerbarem Strom in den nächsten Jahren keine skalierbare Option ist, sollte „blauer Wasserstoff“ eine sein: durch das Auffangen und die Speicherung der Kohlendioxidemissionen werden Klimaauswirkungen gemindert, die durch die Direktnutzung von Erdgas entstehen. Parallel dazu wird die notwendige Wasserstoffinfrastruktur aufgebaut, während der „grüne Wasserstoff“ hochlaufen kann um mittelfristig „blauen Wasserstoff“ zu ersetzen.
Dies bringt uns zur CO2-Abscheidung und -Speicherung, das ein wesentliches Element zur Reduzierung von Emissionen vor allem im Industriesektor ist. Zum einen kann hier mangels (schnell skalierbarer) Alternativen Klimaneutralität nur mithilfe von CCS erreicht werden, zum Beispiel in der Zement– und der Chemieindustrie, wie auch der IPCC-Bericht wieder einmal hervorhob.[1] Zum anderen spielt CCS aber auch für Industrien wie Stahl eine Rolle, um dort frühzeitig eine Versorgungssicherheit an emissionsarmen Wasserstoff zur Direktreduktion zu ermöglichen.
Als Industrieland steht Deutschland vor großen Herausforderungen für das Energiesystem und die effektive Emissionsreduzierung aus energieintensiven und kohlenstoffbasierten Industrieprozessen. Gleichzeitig trägt es eine zentrale Verantwortung spätestens bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Auf europäischer Ebene gibt es bereits Finanzierungsmöglichkeiten über den Innovationsfonds in neue Projekte zu investieren. Diese müssen jedoch auf nationaler Ebene in großem Umfang entwickelt werden und benötigen infrastrukturelle und rechtliche Rahmenbedingung zur Umsetzung, die schnellstmöglich vorbereitet werden müssen. Vorhaben wie der geplante Bau von LNG-Terminals müssen im Einklang mit den klimapolitischen Zielen stehen und sollten zum Beispiel so konzipiert werden, dass sie als CO2-Transportterminals zur permanenten geologischen Speicherung agieren können.
Negativemissionen jetzt vorbereiten
Während drastische Emissionsreduzierungen weiterhin eine Priorität im Kampf gegen den Klimawandel bleiben müssen, spielt die Kohlendioxidentfernung (CDR) eine immer größere Rolle beim Erreichen unserer Klimaziele; umso mehr je länger wir apathisch der Krise entgegenblicken.
Obwohl vom IPCC und politischen Entscheidungsträgern weitestgehend anerkannt ist, dass Negativemissionen erforderlich sein werden, gibt es keine weltweit offiziell akzeptierte Definition, was „Kohlendioxidentfernung“ oder „Negativemissionen“ technisch bedeuten. Das Versäumnis, CDR zu definieren und einen robusten Überwachungs- und Berichtsrahmen zu schaffen, wird eine Lücke für falsche Lösungen und zweifelhafte Bilanzierung hinterlassen und den Klimaschutz gefährden. Bis eine standardisierte und transparente Methodik zur CDR-Definition, -Überwachung, -Überprüfung und -Berichterstattung eingerichtet ist, sollten CDR-Technologien oder -Methoden nur durch Instrumente wie den Innovationsfonds finanziert und nicht in große Kohlenstoffmärkte aufgenommen oder in großem Umfang gefördert werden.
Wichtig ist, dass CDR-Methoden und -Auswirkungen begrenzt sind. Sie dürfen nicht als Ersatz für Emissionsminderungen missverstanden werden. Gleichzeitig dürfen daher Minderungsziele auch nicht mit Negativemissionszielen vermischt werden, obwohl Kohlendioxidentfernung das „Netto“ in „Netto-Null“ ist. Hier müssen separate Zielsetzungen und Bilanzierung erfolgen, um sicherzustellen, dass eine effektive Emissionsminderung durchgeführt wird und zusätzlich Negativemissionen ihre limitierte, spezifische Rolle zum Erreichen der Klimaneutralität einnehmen.
Es gibt grundsätzlich 4 CDR Kriterien die berücksichtigt werden müssen, um sicherzustellen, dass diese Technologien zum Klimaschutz beitragen und tatsächlich zur Entfernung von Kohlendioxid führen:
Bei CDR muss klar zwischen der Abscheidung und Speicherung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre und aus fossilen Quellen unterschieden werden (z. B. Abscheidung von CO2 aus fossilen Punktquellen und dauerhafte Speicherung in einem geologischen Speicher). Dieser Punkt ist entscheidend, um den Unterschied zwischen CO2-Entnahme und -Minderung widerzuspiegeln.
Nur die dauerhafte Isolierung des Kohlendioxid von der Atmosphäre durch eine angestrebte permanente Speicherung ermöglicht Negativemissionen. Eine sachgemäße Überwachung, Berichterstattung und Überprüfung der Speicherzeit sind entscheidend für die Messung des Erfolgs einer bestimmten CDR-Methode bei der Bekämpfung des Klimawandels. Bei natürlichen Senken und anderen Arten der CO2-Entfernung, die auf kurzzeitigen Kohlenstoffkreisläufen beruhen, besteht immer das Risiko einer Umkehrung. Im Gegensatz dazu sind die Entnahmen durch die Nutzung geologischer Speicher weitgehend dauerhaft, wie auch der IPCC-Bericht bestätigt.[2]
Nur durch den Einbezug von Faktoren, die im Zusammenhang mit dem CDR Prozess stehen, wie zum Beispiel Herkunft der Biomasse, zusätzlicher Energieverbrauch für CO2-Abscheidung, -Transport und –Speicherung, geneauer Zielort des CO2, kann eine tatsächliche CO2-Entfernung sichergestellt werden.
Aufgrund der in Punkt 3 genannten Faktoren und Materialkosten muss die Gesamtbilanz dieser Auswirkungen und Entfernungen dazu führen, dass mehr Emissionen entfernt als erzeugt werden, um insgesamt als Negativemissionen betrachtet zu werden.
Was wird also benötigt?
[1] IPCC (2022), IPCC AR6 WGIII Summary For Policymakers, SPM 37, https://report.ipcc.ch/ar6wg3/pdf/IPCC_AR6_WGIII_SummaryForPolicymakers.pdf
[2] Ibid.
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