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Die Lage der Union – Verschwendung von Mitteln und Energie in Krisenzeiten

Credit: Bru-No by Pixabay
Credit: Bru-No by Pixabay

: September 14, 2022

Die heutige Rede zur Lage der EU von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drehte sich hauptsächlich um den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise, in der sich die EU und auch Deutschland in diesem Jahr mit steigenden Energiepreisen und der anhaltenden Gefahr einer wirtschaftlichen Rezession und gar Industrieschließungen befindet. Die Lösung? Wasserstoff, Wasserstoff und noch mehr Wasserstoff. Zumindest, wenn es nach von der Leyen geht, die heute ankündigte, dass 3 Mrd. Euro aus dem Budget des Innovationsfonds für die Entwicklung eines europäischen Wasserstoffmarktes inklusiver eigener Finanzierungsbank vorgesehen sind.  

Die heutige Rede zur Lage der EU von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drehte sich hauptsächlich um den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise, in der sich die EU und auch Deutschland in diesem Jahr mit steigenden Energiepreisen und der anhaltenden Gefahr einer wirtschaftlichen Rezession und gar Industrieschließungen befindet. Die Lösung? Wasserstoff, Wasserstoff und noch mehr Wasserstoff. Zumindest, wenn es nach von der Leyen geht, die heute ankündigte, dass 3 Mrd. Euro aus dem Budget des Innovationsfonds für die Entwicklung eines europäischen Wasserstoffmarktes inklusiver eigener Finanzierungsbank vorgesehen sind.   

„Deshalb kann ich heute verkünden, dass wir eine Europäische Wasserstoffbank gründen werden. Sie wird dafür sorgen, dass wir Wasserstoff ankaufen können, insbesondere durch die Verwendung von Mitteln aus dem Innovationsfonds. Sie wird in der Lage sein, 3 Mrd. EUR in den Aufbau des künftigen Marktes für Wasserstoff zu investieren. Darauf werden wir die Wirtschaft von morgen aufbauen. Genau das ist unser europäischer Green Deal“ 

Leider feuert eine derartige „Finanzinstitution“ für Wasserstoff lediglich den übertriebenen Wasserstoff-Hype weiter an, der auch in Deutschland momentan die Klimadebatten dominiert. Die Folge kann eine sehr ineffiziente Nutzung der knappen erneuerbaren Ressourcen sein – es droht eine weitere Verschärfung der bestehenden Energiekrise.  

Wasserstoff ist keine Energiequelle, sondern benötigt Unmengen an erneuerbarer Energie, um überhaupt hergestellt zu werden, sagt Erika Bellmann, Director von Bellona Deutschland. Für Deutschland und Europa muss der Fokus vielmehr direkt auf die Förderung erneuerbarer Energien und die dazugehörige vergrößerte Stromnetzinfrastruktur gelegt werden. Die höhere Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien kann am besten zur Kostensenkung am Strommarkt – auch für Unternehmen – beitragen. 

 Wasserstoff kann nur klimafreundlich sein, wenn er durch zusätzliche erneuerbare Energien unterstützt wird.  

Die Nutzung von europäischen Finanzmitteln für eine derart ineffiziente Energienutzung wird die Emissionen in Europa nur erhöhen – es sei denn, die Wasserstoffproduktion wird ausschließlich durch zusätzliche erneuerbare Energiequellen unterstützt.   

Sowohl die REPowerEU Ziele als auch die der deutschen Regierung sollen die Abhängigkeit von fossilem, vor allem russischem, Gas verringern. Doch das wird durch von der Leyens Vorstoß untergraben. Indem Wasserstoff in den Mittelpunkt des Green Deals gestellt wird, droht die Gefahr, dass erneuerbare Energien, die eigentlich fossiles Gas ersetzen sollten, auf die Wasserstoffproduktion umgelenkt werden. Das könnte den Kohleausstieg weiter verschieben, was fatal für die Energiewende wäre.  

Eine erhöhte Wasserstoffproduktion wird zu noch höheren Energierechnungen führen  

Allein das derzeitige 10-Millionen-Tonnen-Ziel für Wasserstoff würde in der EU eine zusätzliche Erzeugung von 500 erneuerbaren TWh erfordern, was dem gesamten Stromverbrauch Frankreichs entspricht.  

Das Wasserstoffziel wird nicht nur die Dekarbonisierung des Stromsektors erschweren, sondern auch den Strompreis für die Verbraucher erhöhen. Neue große Stromverbraucher in den Mittelpunkt des Green Deal zu stellen, steht auch im Widerspruch zu den jüngsten Maßnahmen und Diskussionen in Deutschland und Europa, die sich auf die Verringerung der Stromnachfrage während der Spitzenzeiten konzentrieren.   

Die Schaffung einer höheren Stromnachfrage führt zu einer größeren Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen  

Die Herstellung von Wasserstoff könnte, sofern sie nicht mit der Erschließung neuer Wind- und Sonnenenergiequellen gekoppelt wird, dazu führen, dass mehr gas- und kohlebefeuerter Strom erzeugt wird, um die zusätzliche Nachfrage nach Strom zu decken. Das würde wiederum zu einem Anstieg der Kohlendioxidemissionen führen und die Energieabhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe aus dem Ausland verstärken.   

Die Knappheit und der Wert des begrenzten Angebots an erneuerbarer Elektrizität in der EU sollten unbedingt als Anreiz für vermehrte Investitionen in die direkte Elektrifizierung und den dazu notwendigen erweiterten Ausbau von Erneuerbaren und Stromnetzen genutzt werden. In Anbetracht der gegenwärtigen Energiekrise ist es für Verbraucher von entscheidender Bedeutung, den größten Nutzen für ihr Geld zu erzielen. Das bedeutet: der gezielte Einsatz von Ressourcen, die direkte Nutzung von Strom und der spezifische Einsatz von erneuerbaren Brennstoffen wie Wasserstoff, wenn effizientere Optionen nicht möglich sind.  

Die Grundlage des Green Deals muss die effiziente Nutzung aller erneuerbarer Energie sein, die wir haben. Die Rede von Präsidentin von der Leyen hätte mit Forderungen und Ausblicken für die Effizienz und Erschließung weiterer erneuerbaren Energien und Netzinfrastrukturen wegweisend sein können. Stattdessen ist sie aufgrund des Schwerpunkts auf die ineffizienteste Nutzung der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht hilfreich – und sogar gefährlich. Denn wenn diese Fokussierung beibehalten wird, könnte der Green Deal ernsthaft gefährdet werden. Und das riskiert eine zusätzliche, selbstverschuldete Energiekrise mit gravierenden Folgen für den Klimaschutz und für Europa.   

Relevante Veröffentlichungen von Bellona zu Wasserstoff (auf Englisch):

Will Hydrogen Cannibalise the Energiewende?

Electrolysis Hydrogen Production In Europe