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CDR

Wenn wir Klimaneutralität erreichen wollen, müssen unvermeidbare Restemissionen, z.B. aus der Landwirtschaft, durch sogenannte Negativemissionen ausgeglichen werden. In den Szenarien, die der Weltklimarat IPCC aufzeichnet, spielen sie eine immer größere Rolle, da immer noch zu viel CO2 in die Atmosphäre gelangt und sich das in den nächsten Jahren auch höchstwahrscheinlich nicht ändern wird. Das deutsche Klimaschutzgesetz sieht solche Netto-Negativemissionen für die Zeit nach 2045 vor. Perspektivisch brauchen wir Negativemissionen auch, um eine Rückannäherung an das 1,5°C Grad Ziel zu erreichen. 

Was versteht man unter CDR?

Carbon Dioxide Removal (CDR) bezeichnet die physikalische, permanente und Nettoentfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre. Nettoentnahme steht für die Menge des permanent gespeicherten atmosphärischen CO2 abzüglich aller direkten und indirekten Treibhausgasemissionen, die mit der Kohlenstoffentnahme verbunden sind. Darunter fallen eine Vielzahl von Aktivitäten wie die direkte Abscheidung und Speicherung in der Luft (DACCS), die Aufforstung mit Biomasse mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (Bio-CCS), Biokohle und Carbon Farming. 

Effektiver Klimaschutz heute reduziert die nötigen Negativemissionen

Es gilt die Hierarchie der Klimaschutzmaßnahmen: Je mehr CO2 wir jetzt einsparen und durch Minderungsmaßnahmen nicht verursachen, desto weniger müssen wir später aus der Atmosphäre entfernen. Bei der Abscheidung von CO2 aus der Atmosphäre kommen Emissionen erst in die Atmosphäre und müssen von dort mit hohem Aufwand wieder entfernt werden. Erfolgt die Entfernung nicht zeitgleich, sondern, wie in vielen Klimaschutzszenarien vorgesehen, erst im Nachgang, entsteht zwischenzeitlich ein Klimaschaden. Dieser kann dann lediglich im Nachhinein begrenzt, aber nicht gänzlich vermieden werden.   

Negativemissionen müssen durch vier Grundsätze gekennzeichnet sein:  

  1. CO2 wird physisch aus der Atmosphäre entnommen.  
  1. Das aus der Atmosphäre entnommene CO2 wird physisch gespeichert.  
  1. Vor- und nachgelagerte Treibhausgasemissionen, die in Verbindung mit der Entnahme und permanenten Speicherung von CO2 verbunden sind, sind vollumfänglich veranschlagt und in die Gesamtbilanz integriert. 
  1. Die Gesamtmenge des aus der Atmosphäre entnommenen CO2 und dessen permanente Speicherung ist größer als die Menge CO2, die als Teil des Vorgangs emittiert wird. 

Die Permanenz der Speicherung ist für die Anrechenbarkeit von Negativemissionen der zentrale Faktor. Unklarheiten bei Speicherzeiten, Risiken der CO2-Entweichung und der Anrechnung erschweren den Umgang mit Negativemissionen. Um solche Komplikationen abzumildern, müssen Entnahmen mit kurzem Kohlenstoffkreislauf (an Land) und mit langem Kohlenstoffkreislauf (geologisch) getrennt gehalten und verwaltet werden. Durch die Schaffung eines Rahmens, in dem die zwei Optionen nicht austauschbar sind, werden die unterschiedlichen Eigenschaften, die sie haben, anerkannt. Landbasierte CO2-Entnahme, wie die Wiederaufforstung, speichern CO2 nur für mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte und bergen gleichzeitig das Risiko einer frühzeitigen CO2-Entweichung, z.B. durch einen Waldbrand. Eine Gleichsetzung mit einer geologischen Speicherung, die einen Zeitraum von Tausenden von Jahren hat, würde zu einer ungenauen Erfassung der Entnahmen führen. 

Bei den meisten der vorgeschlagenen CDR-Maßnahmen handelt es sich um neue Technologien, die noch nicht in großem Maßstab existieren und deren rasche Einführung einen starken politischen Willen erfordert. Die Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre ist ressourcenintensiv, in der Regel viel stärker als die Emissionsreduzierung, und unterliegt Unsicherheiten in Bezug auf die Nettowirkung, den zeitlichen Ablauf des Klimanutzens und mögliche Nebeneffekte. Daher muss die CDR-Politik auf einem ehrlichen und transparenten wissenschaftlichen Dialog beruhen, der die Unterschiede zwischen den CDR-Maßnahmen und ihre jeweiligen Risiken respektiert.  

Unsere Arbeit zu Negativemissionen konzentriert sich auf die Festlegung wissenschaftlich fundierter Definitionen, Leitplanken und Bilanzierungsgrundsätze, um eine wirksame Ausweitung von CDR zu unterstützen. Durch die Unterstützung bei der Definition von Schlüsselkonzepten und der Schaffung von Standardbuchhaltungspraktiken wollen wir eine solide Grundlage für den Einsatz von CDR im Rahmen der Klimaschutzbemühungen schaffen. Diese Arbeit wird dazu beitragen, dass CDR-Technologien auf effektive, sichere und transparente Weise eingesetzt werden, so dass ein maximaler Nutzen für das Klima erzielt und unbeabsichtigte Folgen minimiert werden können.

Dr. Jan-Justus Andreas

Geschäftsführer Bellona Deutschland

Amrei Milch

Public Affairs & Communications Specialist

Dr. Allanah Paul

Fachreferentin CDR

Amrei Milch

Public Affairs & Communications Specialist

Dr. Jan-Justus Andreas

Geschäftsführer Bellona Deutschland