Publication

CCS Leiter: Die Einordnung des Klimanutzens von CCS-Anwendungen

: CCS Ladder – Briefing

Autor:innen: Dr. Justus Andreas

Die Debatte um CCS teilt sich meist in die Lager der Befürworter:innen und Gegner:innen. Um der Diskussion die nötigen Nuancen hinzuzufügen, haben wir gemeinsam mit dem Think Tank E3G und unabhängigen Autoren die CCS Leiter erarbeitet. Sie stellt einen methodischen Rahmen, um den Klimanutzen von verschiedenen CCS-Anwendungen für Europa einzuordnen – für die Zeitpunkte 2030 und 2050. Dieser kann als Informationsquelle für gesellschaftliche Debatten oder Unterstützung bei der Schaffung von Rechtsrahmen dienen – in Deutschland also aktuell bei der Carbon Management-Strategie. 

Vier Kriterien liegen der Einordnung zugrunde:

  1. Wettbewerb durch andere Technologien
  2. Minderungspotenzial
  3. Durchführbarkeit
  4. CO2-Quelle

Grundsätzlich gilt: Die CCS Ladder diskreditiert keine Anwendungen von CCS – aus einer reinen Klimaperspektive ist es immer besser, CO2 permanent tiefengeologisch zu speichern als es zu emittieren. Sie urteilt auch nicht darüber, ob einzelne CCS-Projekte sinnvoll sind. Es handelt sich vielmehr um eine Übersicht über die allgemeinen Anwendungsfelder. Andere Faktoren (z.B. Alter, Standort) können die Entscheidungen für konkrete Anlagen zu einem anderen Ergebnis kommen lassen.  

Lesen Sie hier das vollständige Briefing der CCS Leiter.

Die methodische Erarbeitung der CCS Leiter finden Sie hier.

Eine interaktive Scorecard finden Sie auf der Seite von E3G.

Erkenntnisse der CCS Leiter

Die CCS Leiter verdeutlicht, dass die Rolle von CCS sich über die Zeit verändern wird. Der Klimanutzen wird für einige Anwendungen über die Jahre stark abnehmen. Die CO2-Infrastruktur, die wir jetzt aufbauen müssen, werden wir aber auch zukünftig brauchen – u.a. für Negativemissionen. Diese werden mit jedem Jahr, in dem wir nicht ausreichend Emissionen reduzieren, wichtiger.

Es gibt No-Regret-Anwendungen für CCS. Dazu gehören z.B. bestimmte Industriezweige mit Prozessemissionen wie Zement und Kalk. Für diese Sektoren  ist der schnelle Einstieg in CCS für das Erreichen von rechtzeitiger Klimaneutralität elementar. Öffentliche Förderung sollte vor allem in die No-Regret-Anwendungen fließen. Sie muss aber mit weiteren Innovationsanreizen für alle Maßnahmen zur Emissionsminderung verbunden werden – einschließlich Effizienz- und Suffizienzmaßnahmen. CCS kann nur ein Baustein für den Klimaschutz sein. Der rapide und massive Ausbau der Erneuerbaren und Stromnetze sowie die Systemumstellung auf Elektrifizierung ist alternativlos. Der Erfolg von CCS hängt fundamental vom Gelingen aller anderen Klimamaßnahmen ab.

Die CCS Leiter soll nicht als abschließende Ordnung gesehen werden, sondern vielmehr ein Diskussionsöffner sein – wir freuen uns auf Feedback und anschließende Gespräche.